1. Geschichte
Caius Octavius, genannt Augustus, wurde am 23. September 63 v. Chr. in Rom geboren. Seine eigentliche Karriere begann mit der Adoption durch Iulius Caesar. Nach dessen Ermordung schaffte es der Kaiser durch seine Klugheit und Aufsässigkeit vom Senat das Konsulat zu erhalten und konstituierte zusammen mit Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus das zweite Triumvirat (Bündnis zwischen Caius Octavius, Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus, das am 11. November 43 v. Chr. auf fünf Jahre geschlossen wurde), mit dem Ziel Rache an den Mördern Caesars zu nehmen. Augustus gelang es mit seinem Verhandlungsgeschick, sich bei der Verteilung der Verwaltung des römischen Reiches Italien und somit Rom zu sichern. Augustus' und Marcus Antonius' Interessen entfernten sich immer mehr voneinander, was das römische Reich betraf, da sich Marcus Antonius in die Ägyptische Königin Kleopatra verliebte. So kam es zu einer unausweichlichen Seeschlacht bei Actium (Antike Hafenstadt im Westen Griechenlands),
bei der Marcus Antonius entscheidend geschlagen wurde.
Um nicht denselben Fehler wie Caesar zu begehen, gab Augustus offiziell alle Befugnisse an den Senat zurück und liess die alte Republik somit formell bestehen, behielt sich aber ausreichende Privilegien, wie den Oberbefehl über das Heer, das Vetorecht im Senat und so weiter vor, um das römische Reich zu lenken. Im Jahr 27 v. Chr. wurde ihm der Ehrenname "Augustus" (der Erhabene) verliehen, den er fortan führte. Von da an übte der erste Kaiser regelmässig die tribunizische Gewalt aus und im Jahr 12 v. Chr. übernahm er das Amt des Pontifex Maximus vom dahingeschiedenen Lepidus. Schon bald darauf fasste man die Alleinherrschaft des Augustus als Segen auf. Der vergötterte Kaiser starb im Alter von 77 Jahren am 19. August 14 n. Chr. und überliess den Thron seinem Adoptivsohn Tiberius.
2. Münzen
2.1. Allgemeines zu den Nominalen
23 v. Chr. führte Augustus eine fundamentale Reform des Münzwesens durch und schuf dabei folgende Ordnung:
1 Aureus = 25 Denare = 100 Sesterzen = 200 Dupondien = 400 Asses = 800 Semisses = 1600 Quadrantes.
Der
Aureus hatte ein Normgewicht von 7,96 g was 1/41 des römischen Pfundes entsprach. In Wirklichkeit wog er zwischen 7,70 g und 8,00 g. Über seine Reinheit lässt sich nicht viel sagen, da keine intensiven Tests durchgeführt wurden. Vereinzelte Untersuchungen zeigten aber, dass dieser zu einem hochprozentigen Teil aus Gold besteht. Geprägt wurde der Aureus (auch halbe und mehrfache) in:
Colonia Caesaraugusta: 19-18 v. Chr.
Colonia Patricia: 20-16 v. Chr.
Lugdunum: 15-6 v. Chr., 6-9 n. Chr. und 13-14 n. Chr.
Rom: 32-29 v. Chr. (unsicher), 19 v. Chr., 17-16 v. Chr.
und 13-12 v. Chr. (von 19-12 v. Chr. mit den Namen der Münzmeister)
Pergamum: 19-18 v. Chr.
Cyrenaica: 31-30/29 v. Chr.
Der
Denar mit seinem Normgewicht von 3,99 g sollte 1/84 des römischen Pfundes ausmachen, wog jedoch in Wirklichkeit zwischen 3,60 g und 4,00 g. Seine Reinheit betrug je nach Münzstätte 96,25-98 %. Ausgeprägt wurde dieser in:
Emerita: 25-23 v. Chr.
Colonia Caesaraugusta: 19-18 v. Chr.
Colonia Patricia: 20/19-17/16 v. Chr.
Lugdunum: 15-6 v. Chr.
Rom: wie Aureus
Peloponnesus: 21 v. Chr.
Samos: 21-20 v. Chr.
Nach der Eröffnung der Münzstätte in Lugdunum im Jahr 15 v. Chr. verlagerte Augustus die Edelmetallprägung 12 v. Chr. vollkommen dorthin und schloss die Edelmetalloffizinen in Rom, um von etwaigen politischen Unberechenbarkeiten in Rom unabhängig zu sein, da Augustus offiziell alle Befugnisse an den Senat zurückgegeben hatte. Aes wurden weiterhin auch in Rom geprägt.
Der
Sesterz sollte 1/13 des römischen Pfundes wiegen. Wog in Wirklichkeit jedoch zwischen 24,00 g und 26,50 g. Dieser wurde aus einem zinkhaltigen, spanischen Kupfer mit etwas Zinn, dem sogenannten Aurichalcum ("Goldbronze") geprägt:
Rom: 18-15 v. Chr.
Ephesus: 25 v. Chr.
Pergamum: 28-15 v. Chr.
Der
Dupondius, der aus dem gleichen Metall wie der Sesterz bestand, sollte 1/26 des römischen Pfundes wiegen und wog in Wirklichkeit 11,00 g bis 13,50 g. Geprägt wurde dieser in:
Emerita: 25-23 v. Chr.
Nemausus: 20-10 v. Chr.
Lugdunum: 9-14 n. Chr.
Rom: 18-15 v. Chr. und 7 v. Chr.
Pergamum: 28-15 v. Chr.
Der
As wurde zu 1/30 des römischen Pfundes festgelegt und wog schliesslich zwischen 9,00 g und 12,00 g. Er bestand aus zinklegiertem, zyprischem Kupfer (dem so genannten "Rotkupfer"). Geprägt wurde dieser in:
Emerita: 25-23 v. Chr.
Nemausus: 20 v. Chr. - 14 n. Chr.
Lugdunum : 15-10 v. Chr. und 9-14 n. Chr.
Rom: 16-15 v. Chr., 7-6 v. Chr. und 10-12 n. Chr.
Der
Semis, mit seinem Normgewicht von 5,55 g, bestand aus derselben Legierung wie der As und wurde unter Augustus nur in Lugdunum (9-14 n. Chr.) ausgegeben, da der
Quadrans, mit seinem Gewicht zwischen 2.90 g und 3,30 g, als ¼ As den Bedarf an Scheidemünzen völlig deckte. Dieser wurde in Lugdunum (15-10 v. Chr.), Treveri (?) und Rom (9-8 v. Chr., 5-4 v. Chr.) ausgegeben.
2.2. Porträt
Das Porträt des Augustus zeichnet sich vor allem durch relativ zierliche Gesichtszüge und einen eher schmalen Hals aus. Sein Porträt wurde im Laufe seiner Regierungszeit immer stärker idealisiert, sodass er auf den Münzen selbst als 70 Jähriger noch wie 30 aussah.
Verschiedene Porträts von Augustus (Denare).
29 v. Chr. | 21-20 v. Chr. | 2 v. - 4 n. Chr. |
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2.3. Motive
Die meisten Edelmetallprägungen unter Augustus bezogen sich auf seine Siege und Ehrungen, galten der Verherrlichung Caesars, waren seinem verstorbenem Freund Marcus Agrippa gewidmet oder zeigten seine beiden Enkelkinder Caius und Lucius oder seinen Stiefsohn Tiberius.
Der rechts abgebildete Denar (geprägt 19-18 v. Chr. in Colonia Caesaraugusta) ist ein besonders schönes Beispiel der Vergöttlichung Caesars. Auf der Vorderseite sind das Porträt Augustus' mit einem Eichenkranz und die Umschrift CAESAR AVGVSTVS zu erkennen. Die Rückseite zeigt einen achtstrahligen Komet (sidus Iulium) mit einem nach oben weisenden Schweif und die Legende DIVVS IVLIVS ("göttlicher Iulius").
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Um einiges weniger prächtig sind die Aes unter Augustus. Der rechts abgebildete Sesterz (geprägt 18 v. Chr. in Rom) zeigt auf der Vorderseite einen Eichenkranz zwischen zwei Palmzweigen und die Legende OB CIVIS SERVATOS ("für den Schutz der Bürger"). Auf der Rückseite ist die Umschrift T QVINCTIVS CRISPIN SVLPIC III VIR AAAFF um SC ("Senatus Consulto", heisst soviel, wie "auf Beschluss des Senats") zu sehen. Der Münzmeister ist demnach T. Quinctius Crispinus Sulpicianus. III VIR AAAFF ist als III VIR A(ere) A(rgento) A(uro) F(lando) F(eriundo) aufzulösen, was darauf hinweist, dass der Münzmeister ein Mitglied des Dreimännerkollegiums zum Giessen und Prägen von Bronze, Silber und Gold war.
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2.4. Münztypen