1. Geschichte
Nero, ursprünglich Lucius Domitius Ahenobarbus, wurde am 15. Dezember 37 n. Chr. in Antium als Ururenkel des Augustus geboren. Nach dem Ableben seines Stiefvaters Claudius bestieg dieser am 13. Oktober 54 n. Chr. mit 17 Jahren den Thron. In den ersten fünf Jahren überliess er die Regierungsgeschäfte mehr oder weniger seinen beiden Beratern Burrus und Seneca und widmete sich der Kunst und dem Sport. Auch fing er an, sich für andere Frauen als Octavia (Tochter des Claudius) zu interessieren, die er nur aus politischen Gründen geheiratet hatte. Nach und nach griff Nero selbst in die laufenden Geschäfte ein, obwohl er die schwierige Kunst des Regierens noch nicht einmal annähernd beherrschte. So kam es zu einigen Fehlentscheidungen Neros, zu denen die Ermordung seiner Mutter, die Scheidung von seiner Frau Octavia und die Todesurteile gegen zu mächtige Heerführer gehörten. Auch war er nur zögerlich dazu bereit nach Rom zurückzukehren, als er von dem grossen Brand erfuhr, der in der Stadt wütete.
Dieser Brand wurde den Christen angehängt, da man annahm, dass Nero dahinter steckte um die Pläne seines neuen Palastes zu verwirklichen und man daher einen Sündenbock brauchte. All dies führte 65 n. Chr. schliesslich zur Pisonischen Verschwörung (unter der Leitung des Konsuls Calpurnius Piso), die jedoch aufgedeckt wurde. Nachdem sich auch die Aufstände in den Provinzen häuften und man die Willkürherrschaft des Kaisers satt hatte, wurde Galba vom Senat zum neuen Kaiser ernannt und Nero blieb nichts anderes übrig, als Selbstmord zu begehen (9. Juni 68 n. Chr.).
2. Münzen
2.1. Allgemeines zu den Nominalen
a.) Prägestätten, Typen und Datierungen
Gold und Silber:
- Lugdunum: 54-64 n. Chr., junges, bartloses Porträt, datierte Rückseitenlegenden TR P - TR P X, verwendete Motive Corona Civica von 54-61 n. Chr., Ceres, Roma und Virtus von 61-64 n. Chr.
- Rom: 64-68 n. Chr., reduzierter Gewichtsstandard, älteres Porträt, oft mit Bart, ab 66 n. Chr. andere Vorderseitenlegende mit IMP als Praenomen, ab 67 oder 68 n. Chr. wird P P zugefügt, generell andere Rückseitentypen ohne imperiale Titel.
AE:
- Rom: 64-68 n. Chr., datierbar anhand des älteren Porträts welches mit jenem der Gold- und Silberprägung aus Rom übereinstimmt. IMP bis 66 n. Chr. als Cognomen, danach als Praenomen, gleich wie Gold- und Silberprägung, seltene datierte Averslegenden in 67 n. Chr. (TR P XIII) und 68 n. Chr. (TR P XIV). Von 64-66 n. Chr. viele kunstvolle Rückseitendarstellung, danach eher simple Typen ohne viel Variation.
- Lugdunum: 64-68 n. Chr., Typen und Legenden werden oft von Rom kopiert, aber die Münzen sind durch einen kleinen Globus unterhalb des Halses unterscheidbar. IMP wird 66 n. Chr. zum Praenomen, danach entwickelt Lugdunum eigene Averslegenden, kopiert aber weiterhin oft Rückseiten aus Rom.
b.) Münzreform 64 n. Chr.
64 n. Chr. führte Nero eine Münzreform durch, da er den Abfluss der Edelmetalle ins Ausland bremsen wollte (daher auch die grossen Auswirkungen auf die Edelmetallprägung; Gewicht und Reinheit (nur beim Denar) nahmen ab). Geprägt wurden diese vor der Reform in Lugdunum, danach in Rom.
Bereits vor der Reform wurde das Gewicht des Aureus und des Denars verringert und auch die Reinheit des Denars herabgesetzt. Der Aureus wog neu 7,60-7,70 g (über die Reinheit ist nichts Näheres bekannt) und der Denar wurde auf 3.55-3,65 g, mit einer Reinheit von 97,35 %, gekürzt.
Nach der Reform wog der Aureus nur noch 7,25-7,40 g, also 0,50 g weniger als zu Zeiten Augustus. Der Denar wog noch 3,20-3,50 g, mit einer Reinheit von 93,50 %. Trotz dieser Verschlechterung waren die Aurei und Denare des Nero sehr beliebt und blieben lange Zeit im Umlauf.
An den unedlen Prägungen änderte sich nicht viel. Der Sesterz wurde zu 26,00-30,00 g geschlagen, der Dupondius zu 15,00-17,00 g, der As zu 10,50-12,50 g, der Semis zu 6,35 g und der Quadrantes zu 2,10 g. Zudem wurden ebenfalls Asses und Semisses aus Aurichalcum hergestellt, die 8,50-9,50 g beziehungsweise 3,65 g wogen.
2.2. Porträt
Innerhalb der 14 Jahre seiner Herrschaft macht das Porträt des Neros auf seinen Münzen eine bedeutende Entwicklung durch. Vom schlanken, bartlosen Jüngling, oftmals ohne Lorbeerkranz gezeigt, entwickelt er sich nach und nach zu einem offensichtlich ziemlich beleibten Mann mit Kotelettenbart. Die Porträts aus seinen letzten Regierungsjahren wirken dabei in ihrer schonungslosen Offenheit nicht sehr schmeichelhaft.
Verschiedene Porträts von Nero (Aurei/Denare).
56-57 n. Chr.
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57-58 n. Chr.
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59-60 n. Chr.
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60-62 n. Chr.
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63-64 n. Chr.
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64-68 n. Chr.
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Verschiedene Porträts von Nero (AEs).
2.3. Motive
Dass Nero ein Kunstfanatiker war, zeigt sich auch auf seinen Münzen (vor allem auf den Unedlen), die wahre Kunstwerke geworden sind und eine unglaubliche Ausdruckskraft haben.
Die Strahlenkrone ist fortan nur noch auf Dupondien zu finden, als eindeutiges Erkennungszeichen derselben.
Die Vielfalt der Rückseitenmotive unter Nero ist einmalig und zeugt von einem bis dahin nicht da gewesenen Einfallsreichtum und einem hohen Grad an technischer Perfektion. Dargestellt wurden Allegorien, Architektur oder der Kaiser selbst. Das Ziel dieser Motive war meist den Frieden und Wohlstand zu symbolisieren oder den Kaiser zu ehren.
Eine der beeindruckendsten und kunstvollsten Münzen Nero's ist der rechts abgebildete Sesterz (geprägt 64 n. Chr. in Rom). Die Vorderseite zeigt ein typisches und ausdruckstarkes Porträt (belorbeert) mit kräftigem Hals (mit Aegis) nach rechts und die Legende NERO CLAVD CAESAR AVG GER P M TR P IMP P P. Auf der Rückseite ist der Hafen von Ostia aus der Vogelperspektive zu sehen (fünf einmastige Handelsschiffe und zwei kleine Ruderfahrzeuge). Auf einem aus dem Wasser herausragenden Postament an der Hafeneinfahrt steht eine Statue (eventuell Neptun oder Claudius). Im unteren Teil lehnt sich Neptun mit einem Delphin im Arm zurück, die rechte Hand auf ein Steuerruder gestützt. Die Legende lautet POR OST / S - AVGVSTI - C.
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Ein weiteres Meisterwerk das die Stempelschneider unter Nero herausgebracht haben ist der rechts abgebildete Sesterz (geprägt 66 n. Chr. in Lugdunum). Auf der Vorderseite sind wiederum ein sehr typisches, belorbeertes Porträt nach links mit der Legende NERO CLAVD CAESAR AVG GER P M TR P IMP P P zu erkennen. Die Rückseite zeigt den wunderschön detaillierten und mit einer Quadriga geschmückten Triumphbogen zwischen S-C. Dieser bezieht sich auf die Siege über Armenien und die Parther, welche von Nero's Feldherrn Domitius Corbulo erbracht wurden.
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2.4. Münztypen